Autorin: Julia Hastädt, Lehrerin am John-Brinckman-Gymnasiums Güstrow
„Können wir nicht WhatsApp für die schulische Kommunikation zwischen Lehrer_innen und Schüler_innen nutzen?“
— „Nein, das können wir nicht.“
#Datenschutz #Vorbildfunktion
Notwendigkeit eines datenschutzkonformen Messenger-Dienstes
Bereits vor anderthalb Jahren begannen wir mit der Erprobung der schul.cloud an unserer Schule, nachdem wir auf einem Besuch der didacta auf die Anwendung von heinekingmedia aufmerksam geworden sind. Bis dato fehlte uns die Möglichkeit eines datenschutzkonformen digitalen Austausches zwischen Lehrer_innen und Schüler_innen. Das John-Brinckman-Gymnasium umfasst drei Schulgebäude, in denen die etwa 750 Schüler_innen in Klassen und Kursen lernen. Allein diese Rahmenbedingung trägt dazu bei, dass es mitunter schwierig ist, in einer Pause direkten Kontakt aufzunehmen, obgleich die Art der persönlichen Kommunikation stets die erste und somit bevorzugte Wahl ist. Es kommt jedoch häufiger vor, dass kurzfristig Informationen schnell weitergeleitet werden müssen und insbesondere in Oberstufenkursen, die sich aus Schüler_innen verschiedener Klassen zusammensetzen, ist die Möglichkeit zum digitalen Austausch über eine einfach zu bedienende App eine echte Bereicherung, die nicht nur leicht, sondern
zugleich effizient ist.
Nach der Erprobungsphase war klar, dass wir die Nutzung der schul.cloud gerne ausweiten wollten und so haben wir zu Beginn des Schuljahres 2019/2020 eigens auf unsere Schule angepasste Einverständniserklärungen herausgegeben und fortan an der Implementierung weiterer Schüler_innen und Lehrer_innen gearbeitet. Mit den Schüler_innen der Jahrgangsstufe 7 haben wir im Rahmen der Einführungswoche an unserer Schule gemeinsam die Einrichtung vorgenommen. Grundsätzlich war die Nutzung fakultativ, da wir darauf gesetzt haben, dass die Vorteile dazu beitragen, dass sich die intrinsische Motivation zur Nutzung verstärkt.
Macht der Corona-Krise
An einem Samstag wurde politisch entschieden, dass in unserem gesamten Bundesland die Schulen ab dem unmittelbar folgenden Montag geschlossen sein würden. Folglich gab es keine Möglichkeit mehr, persönlich mit den Schüler_innen in den Austausch zu treten und die geplanten Maßnahmen zu besprechen. Ein erster wichtiger Schritt war es also, die schulische Kommunikation zwischen allen Schüler_innen und Lehrer_innen sicherzustellen. Zu diesem Zeitpunkt nutzte etwa die Hälfte unserer Schulgemeinschaft bereits die schul.cloud. Durch die Corona-Krise entstand eine dringende Notwendigkeit, digital zu kommunizieren. Innerhalb kürzester Zeit ist es an unserer Schule gelungen, alle Lehrer_innen und Schüler_innen in das Kommunikationssystem zu implementieren. Ein Erfolg, der durch die Corona-Krise gepusht worden, aber letztendlich auf die starke Unterstützung vieler Schüler_innen und Lehrer_innen zurückzuführen ist.
Klassen- und Kurschannels
Alle Klassen verfügen über einen sogenannten Klassenchannel, indem alle Schüler_innen sowie unterrichtenden Fachlehrer_innen Mitglieder sind und die zentral nach einem bestimmten Schema angelegt worden sind. Dazu ein Beispiel: Bezeichnung: Klasse 7a; Beschreibung: Frau/Herr (Name der Klassenleitung); verschlüsselter Channel. In den Jahrgangsstufen 11 und 12 wird im Kurssystem unterrichtet. Jeder Kurs hat einen durch den/die Fachlehrer_in betreuten Channel.
Die Channels dienen ausschließlich der schulischen Kommunikation. Schüler_innen können Fragen stellen, die Lehrer_innen beantworten und es wird darüber informiert, wenn über unsere Plattform zum Dateiaustausch (Cloudsystem) neue Materialien bereitstehen. Zudem werden die Links für bevorstehende Webinare etc. eingestellt. Alle notwendigen Zugänge für unser Cloudsystem (EduDocs auf der Basis von Nextcloud) sind in einem Dokument in den jeweiligen Channels unter „Geteilte Dateien“ hinterlegt.
1:1-Konversationen
Sie dienen dem direkten Austausch. Alle Informationen, die nicht die gesamte Klasse/den gesamten Kurs angehen, werden nach Möglichkeit individuell geregelt. Dazu zählen beispielsweise persönliches Feedback und der Austausch bei individuellen Anliegen.
#Schulgemeinschaft
Der Channel #Schulgemeinschaft ist metaphorisch betrachtet eine Einbahnstraße. In diesem Channel sind alle Personen unserer Schulgemeinschaft, u.a. auch die Schulsachbearbeiterin und die Schulsozialarbeiterin, Mitglied. Wichtige Informationen, die für alle von Relevanz sind, werden in diesem Channel von der Schulleitung eingestellt. Schreibberechtigt ist zudem die Administratorin der schul.cloud für technische Anleitungen und medienpädagogische Handreichungen. Über diesen Informationskanal sind u.a. die für unsere Schule geltende Netiquette sowie die Handreichung zum Homeschooling an unserer Schule geteilt worden.
#Lehrer_innenzimmer
Ebenso wie der Channel #Schulgemeinschaft dient auch das #Lehrer_innenzimmer ausschließlich der Weitergabe von Informationen an das Kollegium. Dieser Channel ist geschlossen und bewusst nicht zum allgemeinen Austausch gedacht, um die wichtigsten organisatorischen Benachrichtigungen kompakt im Blick zu behalten.
#wirfürunserjbg
Der Hashtag „wirfürunserjbg“ ist der Schulgemeinschaft seit September 2017 von unserem schulischen Instagram-Account (@jbg_guestrow) bekannt. Obgleich wir aufgrund der Corona-Schulschließung aktuell keinen gemeinsamen Lehr- und Lernort haben, an dem wir uns physisch aufhalten, so rückt die Schulgemeinschaft doch enger zusammen denn je und steht füreinander ein. So gibt es einen besonderen öffentlichen Channel, der von den Medienscouts betreut wird und sich #wirfürunserjbg nennt. In diesem können vor allem technische Fragen gestellt werden, die dann durch die Medienscouts beantwortet werden. Teilweise geht es dann in 1:1-Konversationen, um individuelle Probleme zu lösen, andererseits ergibt sich aus häufiger auftretenden Anliegen die Produktion von Handreichungen und Erklärvideos, die dann gegebenenfalls auch über den Channel der Schulgemeinschaft geteilt werden.
Kontaktgruppen
Eine bereits eingerichtete Kontaktgruppe ist bei uns die „Jahrgangsstufe 12“, in der alle Schüler_innen und Tutor_innen der 12. Klassen implementiert sind und wichtige Benachrichtigungen der Schulleitung z.B. zu neuen Informationen des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Bezug auf die Abiturprüfungen etc. eingestellt werden, da diese eben speziell einen Jahrgang und nicht die gesamte Schulgemeinschaft betreffen. Die Einrichtung weiterer Kontaktgruppen für die anderen Jahrgänge ist in Planung.
Fachschaftsarbeit
Eine leichtere Form zum Austausch ergibt sich über die Channels auch für die jeweiligen Fachschaften. Viele Fachschaftsleiter_innen haben bereits entsprechende Channels für spezifische Absprachen z.B. die Beratung über die Anschaffung neuer Lehr- und Lernmaterialien angelegt.
Kalendersystem
Das Kalendersystem haben wir kurzfristig etabliert, um in erster Linie für die Schüler_innen eine bessere Übersicht zu den für sie zu bearbeitenden Aufgaben zu geben. Dazu legen die Lehrer_innen für die Fertigstellung bzw. Abgabe der Aufgaben für individuelles Feedback einen Termin im Kalender an, den sie mit dem Klassenchannel teilen, in dem sowohl die Schüler_innen der Klasse als auch die unterrichtenden Fachlehrer_innen Mitglieder sind, und somit einerseits eine Übersicht darüber erhalten, bis wann welche Aufgaben nach Möglichkeit erledigt werden sollten und andererseits auch, wie neue Termine im Interesse der Schüler_innen bestmöglich gesetzt werden können, um die Aufgabenfülle zu verteilen und Druck für die Schüler_innen zu vermeiden.
Fazit
Vor anderthalb Jahren haben wir mit der Erprobung der schul.cloud langsam an unserer Schule begonnen und die Implementierung von Schüler_innen und Lehrer_innen langsam aber kontinuierlich fortgesetzt. Durch die Corona-Krise hat sich die Intensität der Nutzung stark erhöht und in kürzester Zeit sind noch fehlende Mitglieder unserer Schulgemeinschaft aufgenommen worden. Die Anwendung wird von Schüler_innen und Lehrer_innen als Messenger angenommen, da die Notwendigkeit eines digitalen Austausches, der den Anforderungen des Datenschutzes standhält, nahezu unbestritten ist. Uns ging es nicht um eine schnelle Etablierung, was an unserer Erprobungsphase und fakultativen Nutzungszeit deutlich wurde, sondern uns geht es um nachhaltige digitale Schulentwicklung, bei der die digitale Kommunikation ergänzend zum persönlichen Austausch eine wichtige Stellung einnimmt. Ganz nach dem Motto #wirfürunserjbg.
Ein Konzept von Julia Hastädt, Lehrerin am John-Brinckman-Gymnasiums Güstrow